Der Termin 15.-17.10.2021 ist allerdings nur der Höhepunkt des Treibens gewesen.

Vereinsinterner Startschuss war Anfang September mit der Nachricht, doch bitte ein Team aufzustellen. Viel zu tun ist immer und alle Wochenenden sind schon völlig verplant. Aber da steht J70 – schlecht für den Terminplan, gut für Segelspaß. Dann also an die großen Fragen des Seglerlebens: Wer kann wo eingesetzt werden, wer hat Zeit? Das Gute am Verein ist, dass man wenigstens nicht nach der Lust fragen muss. Dank des guten Netzwerkes stand die Mannschaft zwei Wochen später. An Bord waren Tilmann (Vorschiff), Jonas (Fockrimmer), Iris (Taktiker) und ich an der Bremse. Gegen uns segelten 24 Teams auf 5 Boote verteilt. Die Mannschaften wurden für die entsprechenden Gruppenläufe gewechselt und nicht 5 Vereine auf ein Boot geworfen.

Wir hätten jetzt die Däumchen drehen können, aber Iris war ein guter Coach. Sie organisierte in letzter Minute eine Trainingsmöglichkeit (Stichwort Terminplan), schickte Videos und wir trafen uns online für eine Manöverbesprechung. Das war viel wert und so konnten wir alle mit einem Plan am Samstagmorgen anreisen. Hätte es in der Eile für einen Kaffee am Morgen gereicht, hätte ich dem Geschehen bestimmt folgen können, aber so geschah alles sehr sehr schnell. Kursbesprechung-Bootseinführung, Eröffnung, Losen, Teamfoto, Anziehen und ab aufs Boot. Und ab hier war dann jeder Wach. Mein Los brachte uns in die erste Gruppe und damit zu der Ehre, mit den Booten abzulegen und noch etwas draußen trainieren zu können. Das bedeutet aber auch gleichzeitig, dass es alle anderen potenzial besser wissen (können). Unser Boot war das Boot für die Vorführung und lag perfekt vorbereitet am Steg.

Die ersten Schläge bei wenig Wind waren ungewohnt, aber wir hatten viel Zeit ein Gefühl zu bekommen. Durch unser „Trocken-Segeln“ und die Manöverabsprache konnten wir uns sofort auf die Knackpunkte stürzen. Was heißt Druck im Gennaker und wie fühlt sich das an? Wie kann man denn den Gennaker an der Saling aufhäng…“Stopp, Gennaker hängt“. Viele andere Fragen wurden im Detail ergründet (Bsp.: Auf wieviele Arten kann man den Gennaker sauber einpacken und trotzdem falsch liegen?). Am Ende fühlten wir uns gewappnet für die erste Wettfahrt.

Der See war geprägt von Windlöchern mit etwas Wind dazwischen. Wir kamen richtig gut raus und konnten uns als knappe 2. an der Luvtonne einordnen. Auf dem Weg zum Gate rechts raus und hin zum Wind. Leider ließ uns der Wind stehen und die anderen holten von hinten an der anderen Seite auf. Mit Geduld und Ruhe schafften wir es wieder auf den 2. Platz um die Tonne. Auf der Zielgeraden sollte dann nichts mehr anbrennen. Also hinter dem Ersten zum nächsten Windfeld, Wende und der Wind dreht nicht für uns. Platz 6 fuhr nach der Tonne ins Leere und wurde mit diesem Dreher belohnt. Wir müssen uns hinter ihm als 3. zufrieden geben. Damit nicht auch noch ein 3. reinrutscht, verzichtete ich auf die Wende und hielt bis auf 2 Meter vor dem Zielboot voll drauf zu. Mit killenden Segeln und nem echt coolen Move wurde es also Platz 3. Zusammenfassung auf dem Rennen: Ruhig bleiben und schöne Manöver.

Es war jetzt 12:30Uhr und wir wurden mit einer Shuttle-Ente an Land gebracht, so dass die nächste Runde gestartet werden konnte. Bis zu Lauf 2 hieß es warten. Aus dem Warten wurden dann gute 4h. Leider war nicht mehr zu machen. Die Wettfahrtleitung bemühte sich, aber ohne Wind bleibt der offen aus. Nach den weiteren Läufen und vielen Verschiebungen gingen wir wieder raus. Leider lag der Kurs so, dass die Luvtonne als Anlieger zu erreichen war. Das Gate mit einem Halbwind. Es war also Einbahnstraßen segeln wie aus dem Bilderbuch. Aus meinem tollen Plan frei starten und dann frei fahren wurde nichts (Schlechtes Timing von mit). Wir reihten uns als Vierter ein und konnten uns mit Fock und Gennaker nur näher rankämpfen. Die Wettfahrten der folgenden Gruppen konnten nicht durchgeführt werden, was sich deutlich auf unsere Morgenroutine auswirkte. Der Abend verlief im Festzelt sehr gesellig und viele alte Bekannte wurden wieder getroffen. Der Abend klang (leider) schon gegen 22:00Uhr aus, so dass viel Geschlafen werden konnte.

Für die Gruppen, welche gestern nicht starten konnten, hieß es 7:30Uhr im völlig vernebelten Hafen ablegen und die Tonne auf dem See zu finden. Dank unseres Einbahnstraßen-Laufes konnten wir aber Schlafen, Kaffee schlürfen und das Hafenkino erahnen. Wider aller Erwartungen lichtete die Sonne den Nebel und sorgte für mehr und mehr Wind. Nachdem jede Gruppe 2 Rennen absolviert hatte, begannen die Finalwettfahrten. Das stimmte bei unserer bisherigen Bilanz etwas nüchtern zumal die Frage war, ob wir überhaupt noch aufs Boot kämen. Nach einer mobilen Office Runde am Laptop und vielen Gesprächen mit alten Bekannten auf dem Parkplatz, wurde tatsächlich unser Lauf angepfiffen. Schöner Wind zum Ausreiten, eine Kreuz ohne direkten Anlieger und 5 motivierte Teams versprachen Spannung. Mit einem guten Start und einer guten Taktik konnten wir an der Luvtonne den 2. Platz einnehmen. Dann hieß es Gennaker hoch, freien Wind finden und die anderen tüchtig abdecken. Das Feld wurde arg zusammengeschoben, aber wir konnten unseren 2. Platz halten. Dank der guten Halsen, des Bergemanövers und der Teamabsprache „Lieber rechtzeitige und saubere Manöver als zu knapp“ hatte ich als Steuermann wirklich gute Karten. Das Team vom SCTB zeigt eindrucksvoll, was schlechtes Timing bedeutet. Sie zogen in einer Bö schneller davon, weil der Gennaker noch vollständig stand. Leider so gut, dass das Gate auch schon vorbei war als überhaupt mit dem Manöver begonnen wurde. Wieder ein schöne Kreuz für uns und diesmal schön taktisch mit dem roten Boot den Gennakerkurs absolviert. Es war großartig gegen solche Gegner fahren zu dürfen. Nach dem Gate hieß es nur noch verteidigen. Also erstmal gerade heraus segeln und dann mit dem roten Boot wenden. Leider waren wir zu weit entfernt oder der Dreher kam. In jedem Fall schaffte es das roten Boot vor uns durch das Ziel zu rutschen. Ärgerlich, aber die Freude über so einen spannenden Wettkampf und gute Seemannschaft war viel wichtiger.

Was bleibt also am Ende? Bei 25 Teams und 5 Booten bleibt nicht viel Segelzeit, wenn der Wind schwach ist. Aber das Miteinander an Land, das Wiedersehen und Auffrischen von Kontakten prägte das „Landleben“. Für uns als Teams hat sich gezeigt, dass viel Absprache und effektives Probieren schnell zu guten Ergebnissen führt, unabhängig von den Personen im Team. Und das es nach 2017 ein Wettkampf gab, der mich so reizte, dass ich gerne teilnehmen wollte. Es wird hoffentlich nicht zum letztenmal gewesen sein.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an das Team für die geopferte Zeit, die blauen Flecken und den gemeinsamen Spaß!